Wenn die Welt wackelt - Wie wir einander Halt geben und uns selbst nicht verlieren

Ereignisse, die uns alle erschüttern – wie Amokläufe, Gewalt, Krieg oder schwere Krankheiten – stellen uns nicht nur persönlich auf die Probe. Auch unsere Mitmenschen (Kinder, Partnerinnen, Freundinnen, Kolleginnen usw.) sind traurig, bestürzt oder schlimmstenfalls selbst direkt betroffen. Viele von uns fühlen sich hilflos, möchten aber helfen. Viele sind sprachlos, wollen aber als Gesprächspartnerin zur Verfügung stehen.

 

Was also tun?

 

Menschen reagieren sehr individuell: Manche ziehen sich zurück, manche wollen reden, andere weinen oder lenken sich ab. Auch emotional zeigen sich ganz unterschiedliche Reaktionen (Schuld, Wut, Ohnmacht, Leere, etc).

 

Die drei wichtigsten Grundsätze sind oft bekannt und essenziell:

 

  1. Gespräche anbieten – aber nicht drängen.
  2. Sicherheit schaffen – durch klare Strukturen, Zuwendung, gemeinsame Rituale oder Unternehmungen.
  3. Auf Verhaltensänderungen achten, besonders nach den ersten Wochen:
    Treten starke Ängste auf?
    Kehren Bilder der Ereignisse immer wieder zurück (Flashbacks)?
    Ziehen sich die Betroffenen sozial zurück – z.B. aus Freundschaften oder Familie?
    Wirken sie ungewöhnlich reizbar, unkonzentriert oder anderweitig auffallend anders in ihrem Verhalten?
    Falls ja: professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

 

 

 

Um gut unterstützen zu können, müssen wir auch mit uns selbst ehrlich und liebevoll umgehen:

 

Wie gut halte ich dieses Gespräch gerade aus?
Bin ich selbst müde, erschöpft oder überlastet?

 

Dann darf ich das offen sagen, das Gespräch unterbrechen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben – um durchzuatmen oder einen Spaziergang zu machen.

 

Mit jemandem zu sprechen, der nicht betroffen ist, tut oft gut.
Unsere Freunde und Bekannten wollen uns meist unterstützen, wissen aber oft nicht wie. Es kann hilfreich sein, diese zu kontaktieren um sich gemeinsam etwas zu überlegen. 
Im professionellen Rahmen stehen die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund – das ist eine liebevolle und notwendige Form der Selbstfürsorge.

 

Wir sind mehr als die traumatische Erfahrung.
Gemeinsame oder individuelle Aktivitäten, die uns schon früher gutgetan haben, helfen beim Auftanken für die nächste Verarbeitungsrunde. - LACHEN ist ausdrücklich erlaubt!

 

Spätestens wenn wir einander keinen Halt mehr geben, sondern das Gefühl haben, einer muss den anderen tragen, ist es Zeit, sich professionelle Hilfe zu holen.